Insbesondere bei beruflichen Quereinsteigern erfreut sich ein Café als Start in die gastronomische Selbstständigkeit großer Beliebtheit. Die im Vergleich mit einem herkömmlichen Restaurant weniger umfangreiche Karte mit einfacheren Speisen gilt hier als stichhaltiges Argument für unkompliziertere Abläufe und damit einhergehend einer erheblich schlankeren Unternehmensstruktur.
Die „artverwandte“ Eisdiele bezieht ihre Beliebtheit aus nahezu den gleichen Argumenten. Dennoch bewahren Sie auch diese Faktoren nicht vor einer gründlichen Vorbereitung. Wie bei jedem geschäftlichen Projekt im Zuge einer Selbstständigkeit, sind auch hier eine Reihe bestimmter Maßnahmen für den erfolgreichen Start ins neue Business obligatorisch. Nachfolgend erfahren Sie, um welche Punkte es sich dabei handelt.
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Das Konzept entwickeln
Als Grundvoraussetzung für die Aufnahme einer Selbstständigkeit ist ein stichhaltiges und gut durchdachtes Konzept das Fundament, auf dem alle weiteren Bemühungen basieren. Überlegen Sie sich sehr genau, wie Sie sich am Markt positionieren wollen. Warum sollten die Gäste ausgerechnet zu Ihnen kommen, obwohl es zwei Straßen weiter ein ähnliches Café bzw. eine Eisdiele gibt? Was können Sie bieten, was die Anderen nicht bieten? Was ist ihr Alleinstellungsmerkmal? Hierfür ist eine akribische Analyse sowohl der Zielgruppe als auch der Mitbewerber notwendig.
Es gilt, eventuelle Nischen zu erkennen und zu bedienen. Das können beispielsweise eine besonders kinderfreundliche Einrichtung und ein entsprechendes Angebot an Speisen und Getränken sein.
Auch wenn Sie sich mit Bio- und Fair-Trade-Produkten in puncto Nachhaltigkeit positionieren und das auch nach außen deutlich kommunizieren, könnten Sie eine erfolgversprechende Nische für sich beanspruchen. Im Falle eines Eiscafés könnten Sie beispielsweise auch mit eigener Herstellung punkten und diesen Faktor entsprechend bewerben.
Analysieren Sie also genau, was eventuelle Mitbewerber bieten und eben nicht bieten. Erstellen Sie eine Analyse hinsichtlich der Zielgruppe in Ihrem Einzugsgebiet. Das wiederum hängt auch zu einem wesentlichen Teil mit ihrem Standort zusammen. So sind in einer von Gewerbe geprägten Umgebung die Anforderungen zumeist völlig andere als in einem Wohngebiet am Stadtrand, wohingegen ein Café in der Fußgängerzone im Zentrum wieder andere Gegebenheiten und Anforderungen mit sich bringt. Im Wesentlichen sind also u.a. Standort, Zielgruppe, Alleinstellungsmerkmal bzw. Nische, Angebot und Preisstruktur elementare Bausteine eines tragfähigen Konzeptes, die teilweise voneinander abhängen.
Die Finanzierung der Gründung
Am Anfang aller Bemühungen stehen Überlegungen zur Finanzierung des Vorhabens. Dazu ist es unabdingbar, ein ausgefeiltes Konzept und einen Businessplan zu erarbeiten, mit dem Sie potentielle Geldgeber von Ihrer Idee überzeugen können. Prinzipiell sollten Sie sich nicht zu dem Gedanken verleiten lassen, dass ein erfolgreiches Café oder eine Eisdiele quasi im „Vorbeigehen“ auf den Weg zu bringen sind. Auch wenn ein Restaurant in vielen Punkten sicherlich die noch größere Herausforderung darstellt, erfordern auch ein Café und eine Eisdiele eine strukturierte und gewissenhafte Planung. Sie werden den Großteil Ihrer Zeit damit verbringen, den Betrieb aufzubauen und voranzutreiben.
Allein deshalb ist es schon unerlässlich, dass dieser so früh wie möglich einen brauchbaren Gewinn abwirft. Auch ein Café oder eine Eisdiele sind kein nebensächlicher Zeitvertreib, sondern ein Unternehmen mit Gewinnerzielungsabsicht und als solches sollten Sie es auch betrachten. Potentielle Geldgeber werden eine solche nüchterne, rein wirtschaftliche Betrachtungsweise wohlwollend zur Kenntnis nehmen – schließlich möchten diese keinen Kaffee in Ihrem Betrieb trinken, sondern ihre Investitionen in guten Händen wissen.
Als Geldgeber kommen üblicherweise Banken oder Investoren wie Business Angels in Betracht. Unter Umständen kann sich auch die Finanzierung über ein sogenanntes Crowdfunding eignen. In jedem Fall gilt es, einen detaillierten Finanzierungsplan zu erstellen und sehr genau abzuklopfen, welche Mittel für welchen Zweck benötigt werden und mit welchen Einnahmen über die Zeiträume xy zu rechnen sein wird. All das sind (gekoppelt mit einem schlüssigen Konzept) Faktoren, ohne die ein potentieller Geldgeber, egal ob Bank oder Privatinvestor, Ihnen kaum ein nennenswertes Budget ermöglichen wird.
Kunden für Café oder Eisdiele finden & binden
Für die Kundengewinnung gibt es unterschiedlichste Ansätze, die bei dem Einen Früchte tragen, bei dem Anderen aber im Sande verlaufen. Zunächst einmal hängt in diesem Zusammenhang viel von der Standortwahl ab. Mit einem Platz in hoch frequentierter Lage mit guter Verkehrsanbindung, was sowohl die öffentlichen Transportmöglichkeiten als auch den eigenen PKW anbetrifft und dementsprechend ein paar Parkplätzen, ist schon im wahrsten Wortsinn die halbe Miete gewonnen.
Nun liegt es an Ihnen, diese idealen Gegebenheiten in Umsatz umzuwandeln. Dazu ist freundliches und gut geschultes Personal ebenso notwendig, wie eine stimmige und ansprechende Einrichtung und (allem voran) natürlich die notwendige Qualität Ihrer Speisen und Getränke. Das sorgt für den besten aller Marketingtricks – gute Mundpropaganda.
Natürlich findet nicht jeder Gründer solche perfekten, infrastrukturellen Gegebenheiten vor oder bezahlt diese mit vergleichsweise hoher Ladenmiete. Um dennoch möglichst viele Kunden in Ihr Café oder Ihre Eisdiele zu bekommen, bieten sich unterschiedliche Möglichkeiten an. Konventionelle Methoden wie mit Geo-Targeting optimierte Online-Kampagnen können unter Umständen ein klaffendes Loch in das Budget reißen und sind auch nicht immer von Erfolg gekrönt. Ähnliches gilt für bezahlte Anzeigen in regionalen Printmedien.
Oftmals empfiehlt es sich, bei Marketing-Bemühungen auch mal eher unkonventionelle Wege zu beschreiten. Warum suchen Sie sich nicht beispielsweise einen anderen Betrieb, der Ihr Angebot ergänzt oder für Ihre Zielgruppe relevante Produkte oder Dienstleistungen anbietet? Seien Sie ruhig mutig und gehen Sie in ein nahegelegenes Restaurant, um nach der Möglichkeit zu fragen, Ihre Flyer am Empfang zu positionieren. Im Gegenzug bieten Sie an, das Gleiche mit den Werbematerialien des Restaurants zu tun.
Erklären Sie dem Betreiber bzw. dem Restaurant-Manager, dass jemand, der dort zu Mittag speist, anschließend nach einem kurzen Verdauungsspaziergang bei Ihnen einkehren und ein erfrischendes Eis genießen kann. Im umgekehrten Fall könnten sich Gäste, die bei Ihnen am Nachmittag Kaffee und Kuchen konsumieren, später zum Abendessen in Ihr „Partner-Restaurant“ einfinden. Eine Win-Win-Situation, die beide Seiten außer Weitsicht und dem Willen zur Kooperation nichts kostet.
Ähnliche Partnerschaften könnten Sie beispielsweise mit einem lokalen Bekleidungsgeschäft, einem Theater oder Imbiss eingehen. Was spricht überdies zum Beispiel auch gegen eine Kooperation mit einer Schneiderei, einem Friseur oder einer Kfz-Werkstatt? Während sich die Mama die Haare machen lässt, geht der Papa mit den Kids mal eben ein Eis essen und kann selbst einen Kaffee trinken. Auch als „Zeitvertreib“ während die Schneiderei einen neuen Reißverschluss in die Lieblingsjacke näht, gibt es sicher „Schlimmeres“ als ein leckeres Eis. In der Kfz-Werkstatt sollen neue Reifen aufgezogen werden? Kein Problem. Die Wartezeit kann man sich doch mit einem Spaziergang zur Eisdiele wortwörtlich versüßen.
Besonders also bei Gewerben, bei denen Kunden eine Wartezeit überbrücken müssen, die zu lang ist, um sie vor Ort abzusitzen, aber nicht lang genug, um zwischendurch wieder nach Hause zu fahren, bietet sich eine derartige Kooperation regelrecht an. Trauen Sie sich, umliegende Gewerbe darauf anzusprechen. Sie haben ein erstklassiges und genau passendes Angebot für die eben genannte Zielgruppe.
Der „Winterschlaf“
Insbesondere im Falle einer Eisdiele stellt sich die Frage nach der Nutzung während der kalten Monate. Auch hier können sich, abhängig vom Standort, gravierende Unterschiede ergeben. In großen Einkaufscentern ansässige Eisdielen beispielsweise bieten auch im Winter ihre Produkte an und können diese Jahreszeit somit recht gut überbrücken. Selbstredend bezahlen die Betreiber diesen Vorteil letztlich auch mit stattlichen Mieten.
Für alle anderen Eisdielen gilt besonders im Winter eines der ohnehin obersten Gebote für jede Selbstständigkeit als elementares Credo – seien Sie kreativ und anpassungsfähig! Machen Sie ruhig den Spruch eines weisen Philosophen zu Ihrem Mantra, der einst meinte, dass nur der rollende Stein kein Moos ansetzt. Soll heißen – passen Sie sich stets den Gegebenheiten an.
Überlegen Sie sich also sehr genau, was die Gäste auch im Winter zu Ihnen treiben könnte? Tee und Teegebäck, Punsch, warmer Apfelstrudel mit Vanilleeis, heiße Schokolade, Apfeltee mit Zimt, Bratapfel, Hot Brownies und dergleichen mehr sorgen dafür, dass Ihre Gäste Sie auch bei kalten Temperaturen besuchen kommen und sichern Ihnen obendrein die hohe Wahrscheinlichkeit, dass diese sich auch wieder an Sie erinnern werden, sobald die ersten warmen Sonnenstrahlen die Winterklamotten wieder in die hintersten Ecken des Kleiderschrankes verbannen.
Titelbild: Photo by Erwan Hesry on Unsplash